Was ist Rollenspiel?



Vorweg möchte ich kurz sagen was Rollenspiel NICHT ist: Rollenspiel ist weder etwas, „das von Jungfrauen-vergewaltigenden, schwarze Kutten tragenden, verpickelten Teenagern mit bluttriefenden Opferdolchen praktiziert wird, die genau einen schlechten Horrorfilm -oder, was sich halt so Film nennen darf- zu viel gesehen haben“, noch hat Rollenspiel irgend etwas mit Sex zu tun - jedenfalls nicht in diesem Fall.

Um Rollenspiel besser beschreiben zu können, möchte ich kurz den Rahmen darstellen. Zwischen 4 und 6 Freunde beschließen, sich in ihrer Freizeit zu treffen. Sie setzten sich um einen Tisch oder auf den Fußboden und erdenken sich bei ihrem ersten Treffen dieser Art einen Helden, den sie gerne verkörpern möchten, der hier im weiteren Verlauf als Charakter bezeichnet werden wird. Sie legen dabei Dinge wie Kraft, Intelligenz und Schönheit ihres Charakters auf einem sog. Charakterblatt fest. Ist der Charakter auf diese Weise erst einmal erstellt, kann das eigentliche Spiel beginnen. Nur einer aus der Gruppe hat sich keinen Heldencharakter gemacht: Der Spielleiter oder Erzähler. Er wird im vorneherein von den anderen Spielern der Gruppe bestimmt.

Der Spielleiter liest die Vorgeschichten der Charaktere, die einen groben Umriss ihres bisherigen Lebens darstellen und wählt dann einen der Spieler aus, mit dessen Charakter die Geschichte beginnt. Der Spielleiter beschreibt, wo sich der Charakter befindet und was der Charakter wahrnimmt. Dann beschreibt der Spieler des Charakters, was dieser tut. Im weiteren Verlauf dieses Dialogs wird sich der Spielleiter irgendwann einem anderen Spieler zuwenden und ihm ebenfalls beschreiben wo sich dessen Charakter befindet und was dieser wahrnimmt, worauf der Spieler ebenfalls beschreibt, was sein Charakter tut. Dies geht dann eine Weile weiter so, bis der Spielleiter die einzelnen Charaktere zusammenführt, meist unter ihrer ersten Bewährungsprobe - sprich: Ihrem ersten Abenteuer.

Die Handlungen dieser Abenteuer haben eine überwältigende Bandbreite und können so unterschiedlich sein, wie Tag und Nacht: Von der -eher klassischen- Rettung der schönen Prinzessin vor dem bösen Drachen, über die Wiederbeschaffung eines besonders kostbaren, gestohlenen Schatzes, bis zur Verwicklung der Charaktere in ein Netz aus Lügen und Intrigen der Obrigkeit. Alles ist möglich.

Während dieser Abenteuer läuft die gesamte Interaktion der Spieler mit dem Spieluniversum über den Spielleiter ab, der die Reaktionen der Welt auf die Aktionen der Spieler festlegt und die Wahrnehmung der Charaktere an die Spieler weiter gibt. Er stellt all die anderen Charaktere dar, die nicht von den Spielern dargestellt werden - die sog. Nichtspielercharaktere (kurz NSCs) als Gegenstücke zu den Spielercharakteren (kurz SCs). Das bedeutet er spielt sowohl die Unbeteiligten, sowie auch die Freunde und Feinde der Charaktere. Das heißt aber nicht, dass der Spielleiter gegen die Charaktere spielt. Nur weil er die Feinde der Charaktere verkörpert (und wer außer ihm sollte das wohl sonst tun?) ist er noch lange nicht selbst ihr Feind. Vielmehr ist es seine Aufgabe, das Spiel für die Spieler so interessant wie möglich zu gestalten, wobei es besonders wichtig ist, dass die gesetzten Ziele nicht zu einfach für die Charaktere der Spieler sind, da das Spiel sonst schnell an Reiz verliert.

Und hier kommt der Zufalls-Faktor ins Spiel: Die Würfel. Die auf dem oben erwähnten Charakterblatt festgehaltenen Werte für die Fähigkeiten des Charakters geben die Chance an, dass die von seinem Spieler angesagten Aktionen gelingen. Sollte der Charakter beispielsweise sehr Geschickt sein, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er einen Berg erklimmen kann höher, wohingegen seine Schönheit bei dem erfolgreichen Abschluss eines Handels von Vorteil sein kann.

Die Seitenzahl der Würfel und die Art, wie sie zu interpretieren sind, sowie den Hintergrund des Spieluniversums legt das verwendete Regelsystem fest. Da es hiervon eine beinahe unerschöpfliche Vielfalt gibt, die den Rahmen dieses Textes sprengen würden, möchte ich den geneigten Leser darum bitten, nach Möglichkeit auf entsprechende Quellen im Internet zurückzugreifen.

Aber all dies endet natürlich nicht bei diesem einen Treffen: Die Abenteuer werden meist weitaus länger als einen Nachmittag dauern und die Charaktere werden sicher nicht sofort nach der ersten Heldentat aufhören wollen. So geht es immer weiter: Die Herausforderungen werden immer größer und der Ruhm der Charaktergruppe mehrt sich zusehends.

Dieser Text ist sicherlich noch nicht vollständig ausgereift, aber ich hoffe, ich konnte Ihnen, lieber Leser das Rollenspiel näher bringen und etwas verständlicher machen.




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